Die Helvetic Guards verlieren das zweite Heimspiel in Folge. Gegen die Munich Ravens müssen die Guards eine 10:39 Niederlage hinnehmen. Die rund 2000 Zuschauer sahen eine ausgeglichene erste Halbzeit und eine, aus Schweizer Sicht, leider sehr einseitige zweite Halbzeit. Die Aufmachung des Heimspiels und das ganze Drumherum funktioniert aber und macht noch viel mehr Lust auf Football in der Schweiz.
Silas Nacita zeitweilig auch als Quarterback
Die Helvetic Guards starten mit einer Überraschung ins Spiel. Nicht der neu verpflichtete Quarterback Jordan Barlow sondern Silas Nacita übernahm in den ersten Plays die Rolle des Spielmachers. Was sich, zumindest kurzfristig, auszahlen sollte: Nach rund 9 Minuten im ersten Viertel erlief Nacita den ersten Touchdown des Tages und entzückte damit das Publikum im Stadion. In den darauffolgenden Drives kamen weder die Ravens noch die Guards wirklich zu neuen First Downs oder nennenswerten Raumgewinnen. Es dauerte bis 6 Minuten vor der Halbzeit ehe die nächsten Punkte fielen. Die Guards verwandelten ein Field Goal von der 5 Yard-Line zur 10:0 Führung der Schweizer. Zu diesem Zeitpunkt alles andere als unverdient.
Münchner Reaktion
Die Munich Ravens waren gefordert und mussten reagieren. Sie bewegten sich gut über das Feld und wären eigentlich schon fast in der Red Zone der Guards gestanden. Ein unnötiges Foul brachte sie aber zurück. Danach waren es aber doch die Gäste, welche die nächsten Punkte für sich verbuchen konnten. Ein weiter Pass in die Endzone auf Markell Castle brachte die ersten Punkte für die Gäste aus der bayrischen Hauptstadt, dies ca. 2.5 Minuten vor der Halbzeit. Und diese letzten knapp 150 Sekunden sollten es in sich haben. Die Guards machten zwar Tempo und kamen zwischenzeitlich auch bis zur Platzmitte, mussten aber nach einem Personal Foul zurück an die 35. Nur um danach von einer Strafe der Münchner profitieren zu können. So kassierten die Ravens ein Defensive Holding, was den Guards vier neue Versuche einbrachte – dies jedoch ohne Punkte.
Auffallend waren über das gesamte Spiel wieder die zahlreichen Strafen auf beiden Seiten. So mussten die Ravens nach dem Punt der Guards an die eigene 6-Yard Linie zurück. Davon völlig unbeeindruckt fand der Münchner Quarterback seinen Lieblingsreceiver Markell Castle an der Feldmitte. Dieser war von den Guards nicht mehr zur stoppen und er erzielte den zweiten Touchdown für die Ravens. Halbzeitstand 10:13 aus Sicht der Helvetic Guards. Wäre da nicht die Halbzeitpause gewesen, hätte man von einen Momentum Shift erwarten müssen. Und so kam es direkt nach der Pause.
Komplett andere zweite Halbzeit
Das dritte Viertel begann mit einem Paukenschlag der Ravens. Die Münchner erhöhten mit einem sehr schön ausgespielten Passspielzug auf Markell Castle auf 20:10. Ab nun zeigten die Guards zunehmends Schwächen. Die in den ersten Spielen sehr überzeugende Defensearbeit konnte in der zweiten Halbzeit nicht mehr fortgesetzt werden. Einige Spieler des Schweizer Teams standen nun sowohl in der Offense wie auch in der Defense auf dem Feld. Bei 30 Grad im Schatten und deutlich höheren Temperaturen auf dem Kunstrasen ein gefährliches Unterfangen.
Die Ravens nutzten die gebotenen Chancen und erhöhten ihrerseits das Tempo. Ein weiter Pass über ca. 40 Yards brachte sie an die 11-Yard-Linie der Guards. Die Folge: Markell Castle konnte den Ball wieder zum Touchdown fangen. Ähnliches wiederholte sich wenige Sekunden vor dem letzten Seitenwechsel. Der Vorsprung betrug nun bereits 22 Punkte – die wahrscheinliche Vorentscheidung zu Gunsten von München war gefallen. Den Schlusspunkt setzten die Ravens drei Minuten vor Spielende als sie durch einen weiteren Touchdown auf 39:10 erhöhen konnten.
Wenig Lohn für die Leistung
Damit finden sich die Helvetic Guards nach drei Spieltagen am Ende der Tabelle der Central Conference wieder. Head Coach Norm Chow zeigte sich an der Pressekonferenz sichtlich enttäuscht vom Resultat, suchte aber nicht nach Entschuldigungen. Im Gegenteil, er hob das Münchner Angriffspiel hervor: “They made some big plays and you gotta give ’em credit for that”. Er deutete aber auch an, dass man möglicherweise personell aufstocken oder Anpassungen vornehmen müsse.
Der sehr gelungene Gameday der Helvetic Guards hätte deutlich mehr Schweizer Punkte und definitiv auch einen Schweizer Sieg verdient. Insbesondere nach der Leistung vor einer Woche gegen die Raiders Tirol aber auch der Performance in Barcelona. Es ist offensichtlich, dass die Tiefe des Kaders der Guards noch nicht dort ist, wo man sich das wünscht. Es ist ein Fakt: In der Schweiz gibt es verhältnismässig viel weniger Footballer für ein ELF Team als beispielsweise in Deutschland. Weiter legt man Wert auf die Feststellung, dass die Guards bewusst während der laufenden Schweizer Meisterschaft keine Spieler aktiv abwerben. Der kurzfristige Transfer des Quarterbacks geschah in enger Abstimmung mit dem abgebenden Verein.
Toni Zöller, der General Manager der Guards, stellte nach der Pressekonferenz klar: “Es ist ein Prozess. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Wir wollen helfen Football in der Schweiz gemeinsam voranzubringen. Das geht aber nur zusammen.”
Zöller bedankte sich bei den Fans für das zahlreiche Erscheinen, und dafür, dass bereits nach wenigen Spieltagen eine Fankultur sichtbar sei. Verbesserungspotenzial sehen die Guards vor allem bei der eigenen Organisation, es bedarf noch weiterer Helfer, welche nicht nur an den Gamedays sondern auch das daily business stärker unterstützen.
Präzisierung / Korrigenda:
In diesem Zusammenhang wollen wir unseren Artikel von dieser Woche entsprechend präzisieren und korrigieren: Die Verpflichtung von Barlow war mit dem abgebenden Team aus Bern klar abgesprochen, dies wurde von Toni Zöller so bestätigt. Ausserdem kam Matteo Schlapbach aus einer Football-Pause zurück direkt zu den Guards und nicht wie von diesem Medium geschrieben, von den Bern Grizzlies.
Wir möchten uns bei den Verantwortlichen für die unpräzisen Äusserungen entschuldigen.
Für endzone.ch: Manuel Aeberli
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