Die Saison 2021 geht am kommenden Samstag mit dem Länderspiel zwischen der Schweiz und Russland zu Ende. Rückblickend eine sehr interessante Saison, mit Höhen und Tiefen, mit viel Freude, Überraschungen, etwas oder auch ein bisschen mehr Ärger – je nachdem aus welchem Winkel man die Situation betrachtet.
Corona bestimmte den Spielplan
Die Saison 2021 wurde stark von der Corona-Pandemie bestimmt. Die ersten NLA Spiele waren ursprünglich irgendwo im April/Mai eingeplant gewesen, weil die Freigabe für die oberste Spielklasse zu spät erfolgte, zog sich die Wartezeit bis Mitte Juni hin. Die Verschiebung in der NLA forderte ein Opfer: Pro Team wurde je ein Heim- und ein Auswärtsspiel gestrichen. Das war für die Attraktivität der Meisterschaft für Teams mit Zuschauern sicher nicht von Vorteil. Aber es führte nicht zu den von gewissen Kreisen erwarteten Wettbewerbsverzerrung. Zu klar war die Schlussrangliste.
Spannung? Ein klein wenig mehr…
Die NLA Meisterschaft war spannender, zumindest ein bisschen. Die wie immer in der Offseason auf Diskretion bedachten Grizzlies standen mit einer bärenstarken Mannschaft da. Verstärkt aus diversen anderen Teams im Umfeld aber auch mit einigen ausländischen Spielern und dem ex-Calanda-Quarterback Clark Evans. Auch in Genf wurde kräftig aufgerüstet: Mehr als ein Dutzend Spieler wurden aus Frankreich hinzugezogen und halfen das Kader aufzupumpen. Aber auch die Gladiators bedienten sich kräftig auf dem Transfermarkt – ein halbes Dutzend Spieler seien extra für diese Saison verpflichtet worden. So zumindest konnte man es aus dem Umfeld der Gladiators vernehmen. Die Warriors setzten auf einen Schweizer Quarterback, verpflichteten aber einen ausgebildeten mexikanischen QB/Wide Receiver als Backup für die Offense, einen mexikanischen Linebacker in der Defense sowie holten sie einen Franzosen und einen Belgier. In Zürich leistete man sich nur einen italienischen Import, der als Ersatz für den verletzten Schweizer Quarterback kommen musste. Bleibt noch der Branchen-Primus aus Graubünden: Die Broncos setzten auf ihr bewährtes Import-Duo Manning & Gray sowie die weiteren bekannten Verstärkungen aus dem Ausland die eigentlich immer da sind und schon gar nicht mehr als Imports gezählt werden sollten.
Wie war das mit der Spannung?
Zurück zur Spannung – Spannend war die Meisterschaft in dem Moment, als die Bündner Seriensieger lediglich ein Rumpfteam zum Spitzenkampf nach Bern schickten. Prompt kassierten die Broncos eine der seltenen Niederlagen und verhalfen den Grizzlies zu mehreren Wochen an der Spitze der Rangliste. Dahinter machten die Geneva Seahawks und die Winterthur Warriors den dritten Platz aus. Die Warriors hätten das Talent im Kader gehabt um Genf mindestens einmal zu schlagen – es mangelte aber an der Ausführung, ein in Winterthur nicht unbekanntes Problem. So kam es wie es kommen musste: Die Halbfinals zwischen Bern und Genf sowie Chur und Winterthur und der logischen Paarung Calanda vs Grizzlies im Endspiel am 2. Oktober. Die Broncos liessen nichts anbrennen und konnten auch die vom SAFV neu erstellte Trophäe bereits zum ersten Mal mit in die Südostschweiz nehmen. Dieser Titelgewinn ist verdient und man sollte anerkennen, dass es sich hier nicht mehr um das Import-Ensemble der vergangenen Jahre handelte, sondern um eine sehr gut gecoachte Mannschaft basierend auf einheimischem Talent und einigen internationalen Verstärkungen auf wichtigen Schlüsselpositionen.
Thun im Vormarsch
In der NLB dominierte Thun von Beginn an die Liga. Die Berner spielten eine perfekte Saison und holten absolut verdient die NLB-Meisterschaft. Der Club scheint nun endlich bereit zu sein, den nächsten Schritt zu machen und den Aufstieg in die NLA anzustreben. Wann dies sein wird ist noch offen. Für die NLA wäre ein Zuzug eines frischen, motivierten und gut geführten Mannschaft eine gute Option, mehr dazu zu einem späteren Zeitpunkt.
Lausanne is back
Die NLC wurde von den Schaffhausen Sharks und den LUCAF Owls aus Lausanne dominiert. Beide Teams erreichten ungeschlagen das Finale welches am letzten Sonntag in Neuhausen am Rheinfall ausgetragen wurde. Die Westschweizer liessen den Gastgebern aus Schaffhausen nicht den Hauch einer Chance und konnten ebenso verdient wie die Sieger in den beiden anderen Ligen den Pokal in die Höhe stemmen. Damit tasten sich die Männer aus Lausanne an das Niveau früherer Zeiten heran als man bspw. in der NLA mitspielen konnte. Sicherlich wären sie in der Lage in der NLB mitzuspielen. Doch dazu fehlt grundsätzlich noch der Unterbau aus Juniorenteams.
Und wie war die Saison denn nun aus Sicht von endzone.ch?
Wenn Awards verteilt werden könnten… dann…
Team des Jahres: Die Calanda Broncos konnten alle drei Tackle-Meisterschaften gewinnen. Dieser historische Erfolg macht die Broncos für uns zum Team des Jahres. Es gab kaum Zweifel an einem neuerlichen Erfolg der Bündner im 2021 – jedoch dürfte sich der Abstand zu den Verfolgern ein klein wenig reduziert haben.
Überraschung des Jahres: Bern Grizzlies. Die Stadtberner haben sich gezielt verstärkt, konnten mit Clark Evans einen Quarterback holen, der in vielen Spielen den Unterschied gemacht hatte. Die Frage, ob die Berner alle ihre Zuzüge aus diesem Jahr, allen voran ihren Quarterback, halten können, ist sicher nicht unberechtigt. Spätestens wenn in Frankreich wieder Football gespielt wird, werden die Berner wie auch die Genfer den Druck aus dem Westen spüren.
Enttäuschung des Jahres: Eigentlich sind es zwei Enttäuschungen: Das ewige Duell zwischen den Traditionsklubs aus Zürich und Basel hat zwar Basel für sich entscheiden können. Aber zu den Verlierern der Saison muss man auch die Basel Gladiators zählen. Man hat enorm viel in Spieler investiert und war überzeugt, ganz vorne mitspielen zu können. Es hat nur für Platz 5 gereicht. Noch viel schlimmer aber ging es für die Zurich Renegades aus. Die Zürcher haben verloren was man verlieren kann, sie blieben klar hinter den Ansprüchen zurück (man sprach vom Titel). Wenn die Renegades ihren Platz in der NLA halten wollen, muss sich einiges ändern.
Die Unsichtbaren: Die Warriors. Ja, die Warriors blieben unsichtbar, blass, nicht enttäuschend aber auch nicht überraschend. Einfach so wie immer. Platz 4, Halbfinale gegen die Broncos und raus. Das kann klar nicht der Anspruch der Winterthurer sein und trotzdem haben sie die Minimalziele erreicht, Note 4. Das Talent ist zweifellos da, das Kader ist ansprechend gross, an der Umsetzung fehlt es.
Aufreger des Jahres: Teams, die dem Spielplan-Koordinator das Leben vermiesen und sich erst kurz vor Saisonbeginn doch noch zurückziehen. Diese Teams gehören sicher in die Kategorie Aufreger. Von diesen gab es in fast allen Ligen, vor allem auch bei den Junioren. Was dort aufgrund der wirklich schwierigen Umstände im Pandemiejahr bei gleichzeitigen Wechseln in den Jahrgängen noch irgendwie erklärbar ist, das kann man im Fall der Geneva Whoppers nun wirklich nicht mehr verstehen. Aus unserer Sicht das Low-light des Jahres lieferten also die Geneva Whoppers: In der NLB gleich für zwei Spiele forfait zu erklären ist ein Skandal und schadet vor allem den Teams, welche um ein Heimspiel gebracht wurden. Und es schadet dem Sport ganz allgemein. Den Jets wurde der Saisonauftakt vermiest, den St. Gallen Bears das Playoff-Halbfinale. In beiden Fällen waren die Erklärungen ähnlich: Personalmangel, Ferienabwesenheiten etc. Inakzeptabel. Vielleicht hat es in Genf eben doch nicht Platz für zwei Teams. #duckundweg
Aufsteller des Jahres: Die neuen Teams in der NLC. Sie alle bereichern die Footballschweiz mit ihrem frischen Auftreten, mit tollen Gamedays, Livestreams, Podcasts, Maskottchen. Manch ein NLA-Team könnte sich da etwas abschauen. Aus unserer Sicht würden die Zofingen Cheetahs den Titel “Aufsteller des Jahres” verdienen. Es ging viele Wochen bis sie den ersten Touchdown erzielen konnten und trotzdem zogen sie durch bis zum Schluss. Trotz brutaler Niederlagen immer wieder aufgestanden. Keine Forfaits, kein Drama, einfach immer weiter gemacht. Hut ab. Das gilt aber auch für die anderen C-Teams welche in diesem Jahr zum ersten Mal so richtig mitspielen konnten. Es ist eine Bereicherung für die Football-Schweiz wenn an möglichst vielen Orten Football gespielt werden kann. Es muss nicht immer gleich Tackle Football sein, sondern es kann auch mal mit Flag Football beginnen. Und da tut sich einiges!
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